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Tipps & Tricks

Willenskraft als entscheidender Faktor beim Klettern

Die Kletterin Jana Meus erklärt, wie man seine Ziele beim Klettern richtig fokussieren kann, um auch mental voranzukommen.

Warum steige ich eigentlich zum neunten Mal in diese Tour ein? Im Grunde weiß ich doch bereits, dass ich auch diesmal an der Schlüsselstelle fallen werde. Und so wirkliche Durchstiegsambitionen sind offen gestanden gerade auch nicht vorhanden…

Vor genau acht Tagen war ich das erste Mal im Sportklettergebiet „Courchon“ nahe der Verdonschlucht, das idyllisch oberhalb des Lac de Sainte-Croix gelegen ist. Dank der vollkommenen Südausrichtung klettert man hier auch Mitte Dezember noch bei angenehmen Temperaturen in der Sonne.

Da der erste Tag lediglich dazu diente sich einen Überblick über das Gebiet zu verschaffen, stieg ich erst als fünfte Tour des Tages in die grande classique „un air de famille“, 7c+, ein. Für mich handelt es sich durchaus um eine anspruchsvolle Route, in der man nach 30m kräftiger Kletterei an guten Löchern und Sintern die Crux erreicht. Wie so oft war ich sofort fasziniert von der Linie.

Nach kurzem Ausbouldern beherrschte ich die Anfangspassagen recht schnell, was ich von der Crux nicht behaupten konnte. Jedoch kam ich der Lösung, von der ich ausging noch zu schwach zu sein, bereits am zweiten Klettertag unerwarteter Weise ein großes Stück näher. Ich konnte genügend Maximalkraft auf eine Untergriffzange ausüben, um stabil auf die sehr schlechte Leiste weiterzuziehen. Aus dieser spannungsintensiven Position folgt ein zielgerichteter Schnapper in einen Seitgriff, für den genügend Druck aus den Füßen kommen muss.

Jana Meus beim Klettern

Mit Willenskraft ans Ziel

Schnell bemerkte ich, dass allein meine körperliche Kraft für diese Bewegung nicht ausreicht und viel mehr die Willenskraft entscheidend ist, um meinen Körper an der Wand zu halten und nicht automatisch loszulassen. Nach weiteren drei Gos, die vorwiegend dazu dienten mit möglichst wenig Krafteinsatz zu klettern, konnte ich bereits die Züge der Crux zusammenhängend anfügen. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich vollkommen ohne Erwartungen in die Tour ging. Umso enttäuschender war das Gefühl bei den folgenden, zwar weniger schweren aber dennoch anspruchsvollen Zügen zu fallen. Mein Kopf ließ es einfach nicht mehr zu, einen Sprung übers Dach in ein Loch auszuführen, bei dem erneut die Kraft mit der besagten Willenskraft zusammenspielen müssen.

Ergebnis dieses Versuchs waren Enttäuschung und Wut, was dazu führte, dass ich keine Blockierkraft mehr aufbringen konnte und sich innerhalb der nächsten drei Versuche durch dutzende Stürze an der Crux eine Art Schleife einstellte. Da ich mir im Kopf stets bewusst war auch diesmal erneut zu fallen, fühle es sich wie ein Versprechen an. Kein Wunder also, warum ich die Züge der Schlüsselstelle nicht mehr klettern konnte. Wenn ich nun aus der Tour fiel, war mein Gefühl nicht mehr das der Enttäuschung, sondern vielmehr das der Gleichgültigkeit. Ich bekam die Bestätigung zu schwach für den Durchstieg sein zu müssen.

Gerade da ich mir bewusst war, warum ich immer wieder fiel, obwohl ich die Bewegungen beherrschte, entwickelte ich in meinem Kopf ein neues Ziel. Ich wollte unabhängig von einem Durchstieg behaupten können, mit maximalen Einsatz geklettert zu sein. Somit hatte ich keine Angst mehr zu scheitern, sondern vielmehr davor, erneut zu wissen, dass ich hätte mehr geben können.

Schöne Aussicht beim Klettern

Fokus richtig setzen

Es ging mir darum meine ganze Stärke in die Tour zu stecken. Ich nahm mir Zeit die ersten Passagen gedanklich durchzugehen und die Crux zu visualisieren, indem ich mir vor Augen führte wie sich einzelne Griffe und Körperpositionen anfühlen. Vorwiegend ging es um die maximale Anspannung des rechten Arms, mit der ich willentlich die Zange so fest zudrücke, dass ich auf die Leiste ziehe und mir dabei bewusst mache in der Lage zu sein die Tour zu klettern.

Nachdem ich die Tour solide durchstieg -es hat sich dann mal wieder nicht so schwer angefühlt- kann ich sagen, dass ich nun noch stärker zu spüren bekommen habe wie wichtig die innere Einstellung ist, mit der man an eine Sache herangeht. Sich selbst nicht gedanklich zu blockieren, mit einer positiven Grundeinstellung heranzugehen und mit höchster Konzentration Zug um Zug zu klettern; dabei weder Züge voraus zu sein, noch sich über vergangene Passagen zu ärgern, bewirkt mehr als man sich vorstellen kann.

Wenn ihr nun Lust bekommen habt nahgelegene oder auch ferne Gipfel zu erklimmen, dann hat WOHLLEBEN SPORTS die Kletterausrüstung, die Du am Fels oder in der Halle brauchst!

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